Über 100 ländliche Bauten aus der ganzen Schweiz sind im Freilichtmuseum Ballenberg zu entdecken. Neben Bauernhäusern finden sich Handwerkerhäuser, Taunerhäuser und zahlreiche Nebengebäude wie Stallscheunen, Kornspeicher, Erdkeller, Backhäuser oder Dörröfen. Die Gebäude sind nach Herkunftsregion geordnet und zu regional typischen Gebäudegruppen zusammengestellt.
Im Freilichtmuseum Ballenberg finden sich verschiedenste Baumaterialien und Baukonstruktionen. Holz wurde für Blockbauten, Bohlen-Ständerbau und Fachwerk eingesetzt. Massivbauten wurden aus Bruchsteinen, Flusskieseln, Werksteinen und Backsteinen errichtet. Aber auch in diesen Bauten findet sich Holz als Deckenbalken, Bodendielen und Täfer. Kalksteine wurden gebrannt und als Mauerwerksmörtel und Putz verwendet.
Im Freilichtmuseum Ballenberg zeigt sich, wie verschiedene Dachdeckungen die Form und Gestalt der historischen Gebäude beeinflussen. Die grossen, stark geneigten Strohdächer sorgen dafür, dass Wasser schnell abfliessen kann und somit das Stroh trocknen kann. Die flach geneigten Schindeldächer ermöglichen die Deckung mit Holzschindeln ohne Nägel, nur durch das Beschweren mit Steinen. Die Stein- und Ziegeldächer zeigen die Vorteile eines nicht brennbaren und länger haltbaren Baustoffs, weshalb sich Ziegeldächer ab dem 19. Jahrhundert mehr und mehr ausbreiten und andere Deckungen verdrängen.
Die Innenräume der Wohn- und Bauernhäuser zeigen den geschickten Umgang mit dem Raumklima. Die Wohnstuben waren meist nach Süden orientiert, die Kachelöfen lagen meist in der Hausmitte und erwärmten Stube und Nebenstube, Ofenlöcher oberhalb der Kachelöfen ließen die Wärme in die Schlafräume im Obergeschoss. Die Rauchküchen waren meist bis unter das Dach offen, so dass der Rauch aufsteigen und oft noch zum Räuchern genutzt werden konnte. Fenster waren meist durch Läden verschliessbar – nicht nur zur Verdunkelung, sondern auch als Isolationsschicht vor dem Fensterglas. Neben Klappläden wurden Ziehläden und Fallläden eingesetzt.
Auch bei den Ökonomiegebäuden finden sich Bautypen, die heute kaum mehr vorhanden sind, teilweise jedoch in ihrer praktischen Funktion wiederentdeckt werden. Etwa die Kaltkeller oder Erdkeller, die ein relativ konstantes Raumklima aufweisen und so zur Lagerung von Gemüse, Wein, Most und Milch geeignet sind. Der Haltbarmachung, Lagerung und Verwertung von Lebensmitteln dienen zahlreiche weitere Bautypen: Dörrofen zum Trocknen von Obst, der Tresterschopf zum Verwerten des Abfalls beim Obstpressen, Kornspeicher zum Lagern von Getreide oder Käsespeicher zum Reifen von Hartkäse.
Auf dem Museumsgelände finden sich einige dem Bauhandwerk zugehörige Gewerbebauten: eine Ziegelei, ein Kalkbrennofen, eine Säge und eine Seilerei. Ziegel wurden für Mauerwerk, Gewölbe, die Ausmauerung von Gefachen und die Dachdeckung eingesetzt. Wichtig für die Produktion war das Vorkommen des Ausgangsmaterials Lehm. Kalk wurde für Mörtel und Putz eingesetzt und auch in Holzbauten als Anstrich verwendet. Wasserbetriebene Sägen finden sich schon im Spätmittelalter, verbreiten sich aber zunehmend im 19. Jahrhundert. Gesägte Bretter wurden für Böden, Wandverkleidungen und Fassadenverkleidungen verwendet. Bauseile wurden benötigt, um Bauteile anzuheben und zu transportieren.
Die Gebäude im Freilichtmuseum Ballenberg wurden in verschiedenen Teilen der Schweiz abgebaut und im Freilichtmuseum wieder aufgebaut. Dabei wurde oft der ursprüngliche Erbauungszustand wiederhergestellt. Das Forschungsprojekt Baudokumentation fokussiert auf die Gebäude am Herkunftsort, untersucht das bauliche Umfeld am ehemaligen Standort, die Bau- und Bewohnergeschichte und die Translozierung in das Freilichtmuseum. Alle bisher erschienenen Dokumentationen können kostenlos in unserem Onlineshop heruntergeladen werden.