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Tagung zum Abschluss der Schweizerischen Bauernhausforschung im Freilichtmuseum BallenbergEin Generationenprojekt: Die Bauernhausforschung

Zwischen dem Freilichtmuseum Ballenberg und der Schweizerischen Bauernhausforschung bestehen seit über 50 Jahren enge Bezüge. Mit einer Tagung im Freilichtmuseum Ballenberg wird nun der Abschluss eines Generationenprojektes gefeiert und gleichzeitig über die Zukunft der Bauernhausforschung diskutiert.

Das Wohnhaus aus Brienz BE (1031) im Freilichtmuseum Ballenberg.

Im Jahr 1919 legte die Schweizerische Gesellschaft für Volkskunde (SGV) mit der Gründung der «Abteilung Haus- und Siedlungsforschung» den Grundstein für ein veritables Generationenprojekt: die Schweizerische Bauernhausforschung. Das Interesse galt zuerst «archaischen Urformen» im alpinen Raum. 1944 wurde daraus die Schweizerische Bauernhausforschung. Zuerst als Beschäftigungsprogramm für arbeitslose Techniker und Architekten geplant, war das Ziel, innerhalb von wenigen Jahren die wesentlichen ländlichen Bauten der Schweiz zu dokumentieren und in geeigneter Form zu publizieren. 1965 erschien der erste Band der vom Schweizerischen Nationalfonds sowie den Kantonen finanzierten Publikationsreihe «Die Bauernhäuser der Schweiz». Der damalige Leiter des Zentralarchivs der Schweizerischen Bauernhausforschung – der Geograf Max Gschwend – war Mitinitiator des Freilichtmuseums Ballenberg, dessen Stiftung 1968 gegründet wurde. Gschwend wollte, dass die Bauernhäuser der Schweiz nicht nur dokumentiert würden, sondern auch an einem Ort vergleichend im Original angeschaut werden können. Zehn Jahre nach der Stiftungsgründung wurde das Freilichtmuseum 1978 mit 16 translozierten Gebäuden eröffnet.

Projektabschluss 2019

Zwischen 1989 und 2019 leitete der Geograf Benno Furrer das Projekt Schweizerische Bauernhausforschung. Unter ihm rückten neben der Architektur vermehrt sozial- und wirtschaftshistorische Fragen zum Alltagsleben ins Zentrum. Selbst schrieb Furrer die Bände zu den Kantonen Uri, Schwyz und Zug. 2019 konnte er das Projekt mit dem 39. Band zum Kanton Solothurn erfolgreich abschliessen.

Tagung am 18. und 19. September

In 75 Jahren Forschungsarbeit wurde ein grosser thematischer Bogen geschlagen: Es wurden Bautypen, Konstruktion und Funktionalität der ländlichen Architektur dokumentiert und wirtschafts- und sozialgeschichtliche Fragen analysiert. Die Arbeit bedingte den Aufbau einer umfangreichen Bibliothek und eines Archivs mit Bild- und Schriftquellen, Karten und Plänen. Bereits 2010 veranlasste das damalige Ballenberg-Leitungsteam Edwin Huwyler und Walter Trauffer, dass ein erster Teil dieses Archivs auf den Ballenberg ins damals neu erstellte Verwaltungsgebäude kam. Die Bibliothek und der zweite Teil des Archivs kamen Anfang 2020 ins Freilichtmuseum, wo die feierliche Übergabe mit Tagung im Mai 2020 geplant war. Pandemiebedingt wurde der Anlass zweimal verschoben. Nun findet die Tagung am 18. und 19. September 2021 statt. Die Tagung wurde von Benno Furrer in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis für Hausforschung (AHF, Regionalgruppe Alpen) konzipiert: Expertinnen und Experten aus der Denkmalpflege und der (Bauern- )Hausforschung stellen am 18. September 2021 ihre Arbeit vor und erörtern in einer Podiumsdiskussion Herausforderungen und Möglichkeiten der Baudokumentation. Am 19. September 2021 rundet eine Exkursion zum Thema Speichergebäude das Programm ab. 2 Ballenberg Freilichtmuseum der Schweiz Museumsstrasse 100 CH-3858 Hofstetten bei Brienz +41 33 952 10 30 ballenberg.ch

Offizielle Übergabe des Archivs

Die feierliche Übergabe findet im Anschluss an die Podiumsdiskussion am 18. September 2021 statt. Benno Furrer und die Vertreterinnen und Vertreter der Schweizerischen Gesellschaft für Volkskunde (SGV) werden das Archiv offiziell dem Ballenberg übergeben. Dort ist seit Juli 2021 der Mittelalterarchäologe und Bauforscher Volker Herrmann zuständig für den Bereich Architektur und Hausforschung.

Ballenberg ist der richtige Ort

Für Benno Furrer ist der Ballenberg der richtige Ort für das Erbe der Bauernhausforschung: «Max Gschwend, Mitinitiator des Freilichtmuseums und wissenschaftlicher Leiter der Bauernhausforschung, nutzte einerseits die bereits vorliegenden Dokumentationen aus dem Projekt Bauernhausforschung beim Wiederaufbau von Museumsobjekten und alimentierte andererseits das damals in Basel angesiedelte Archiv mit Plan- und Bildmaterial. Zusammen mit der über 8'000 Titel umfassenden Bibliothek zu ländlichen Bauten und Siedlungen diente dieses Material nicht nur dem Projekt Bauernhausforschung sondern ist heute ein wertvoller Fundus zum Verständnis der Museumsbauten, ihrer Herkunft und für weiterführende, ergänzende Forschungen.» (Zitat Benno Furrer)

Bauernhausforschung geht weiter

Das Ende des Grossprojektes ist aber nicht das Ende der Bauernhausforschung. 2019 lancierten Walter Leimgruber (Professor für Kulturwissenschaft und Europäische Ethnologie an der Universität Basel und Vorstandsmitglied der SGV), Beatrice Tobler (wissenschaftliche Leiterin im Freilichtmuseum Ballenberg und Präsidentin der Schweizerischen Gesellschaft für Volkskunde) sowie Marion Sauter (Professorin für Kulturtheorie an der Berner Fachhochschule) das interdisziplinäre, vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützte Forschungsprojekt «Mensch und Haus: Wohnen, Bauen und Wirtschaften in der ländlichen Schweiz» (2020–2023). Fünf Doktorierende und eine Postdoktorandin untersuchen an ausgewählten Fallbeispielen den Zusammenhang der Lebensgeschichten von Bauernhäusern und von jenen Menschen, die in ihnen gelebt haben. Der Untersuchungszeitraum erstreckt sich so weit zurück, wie es die Quellen erlauben und rückt gleichzeitig die Gegenwart der ehemaligen Standorte der Häuser sowie ihr Fortbestehen auf dem Ballenberg in den Blick. Das Wissen um die Häuser und ihre ehemaligen Bewohnenden wird mit bauhistorischen, historischen, genealogischen und ethnographischen Methoden sowie mittels Citizen Science erhoben.

Attraktiver Forschungsort

Die wissenschaftliche Leiterin des Freilichtmuseums, Beatrice Tobler, freut sich sehr auf den Anlass: «Die Tagung und der Austausch mit den ehemaligen Mitarbeitenden der Bauernhausforschung ist für den Ballenberg sehr wichtig. Gleichzeitig freuen wir uns, dass der Ballenberg mit dem Archiv der Schweizerischen Bauernhausforschung noch attraktiver wird als Forschungsort zur Architektur und Alltagskultur der ländlichen Schweiz.»

Programm
Tagung zum Abschluss der Schweizerischen Bauernhausforschung
18.–19. September 2021
https://www.ballenberg.ch/de/bauernhausforschung

Quelleballenberg.ch

Ballenberg
Freilichtmuseum der Schweiz

Museumsstrasse 100
CH-3858 Hofstetten bei Brienz

+41 33 952 10 30
info@ballenberg.ch

Öffnungszeiten

11. April bis 27. Oktober 2024
Täglich von 10.00 bis 17.00 Uhr

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