Die Bauernhausforschung verbindet die Geschichte des ländlichen Bauens und Wohnens mit wirtschaftlichen und sozialen Hintergründen, Lebensgeschichten von Hausbewohnerinnen und Hausbewohnern.
Im Jahre 1919 schuf die Schweizerische Gesellschaft für Volkskunde das Institut für Haus- und Siedlungsforschung. Daraus ging 1944 - als Beschäftigungsprogramm für arbeitslose Techniker und Architekten geplant - die Aktion «Bauernhausforschung in der Schweiz» hervor mit dem Ziel, innerhalb von wenigen Jahren die wesentlichen ländlichen Bauten der Schweiz zu dokumentieren und in geeigneter Form zu publizieren.
Mit den zur Verfügung stehenden Geldmitteln der Kantone wurden zwar Bestandesaufnahmen gemacht, eine umfassende wissenschaftliche Auswertung konnte jedoch erst mit der finanziellen Unterstützung des Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung ab 1960 realisiert werden. Seit der Drucklegung des Bandes Graubünden im Jahre 1965, dem ersten in der Reihe «Die Bauernhäuser der Schweiz», folgten weitere Bücher in immer kürzeren Abständen. 2019 wurde mit dem Band «Solothurn» die Reihe mit insgesamt 39 Publikationen abgeschlossen.
Die volkskundlich orientierte Bauforschung richtet ihre Aufmerksamkeit auf die überlieferten ländlichen Bauten und Siedlungen, auf historische und aktuelle Aspekte des bäuerlichen Alltagslebens. Ausgehend von einer Bestandesaufnahme ländlicher Wohn- und Wirtschaftsgebäude werden diese in ihrer Konstruktion, Baugeschichte sowie in Nutzung und Ausstattung durch die Bewohner untersucht. Ergänzende Informationen aus Archiven zu Baurecht, Eigentums- und Wirtschaftsverhältnissen vertiefen das Bild der Entwicklung ländlicher Bauformen.
Durch Bestandsaufnahmen oder Inventare und Archivrecherchen ergeben sich umfangreiche Dokumentationen mit Beschreibungen, Fotografien und Zeichnungen. Nach der wissenschaftlichen Auswertung entstanden daraus Publikationen in der Reihe «Die Bauernhäuser der Schweiz». Jeder Band behandelt eine Region, einen ganzen Kanton oder auch mehrere Kantone zusammen. Dargestellt werden Themen wie: Wirtschafts- und sozialgeschichtliches Umfeld, Hausbau, Konstruktion von Wand und Dach, Nutzung und Ausstattung, Wohnen und Gestalten. In ausführlichen Monographien werden ausgewählten Haus- und Bewohnergeschichten dargestellt.
Die umfangreichen Plan- und Fotosammlungen sowie eine Fachbibliothek stehen interessierten Privatpersonen, Schulen, Universitäten und Amtsstellen zur Verfügung. Die einzelnen Publikationen in der Reihe «Die Bauernhäuser der Schweiz» wurden von der Schweizerischen Gesellschaft für Volkskunde herausgegeben und hatten in der Regel eine Auflage von 2000 Exemplaren. Die Bücher sind im Buchhandel erhältlich.