Es braucht so gut wie nichts für die filigrane Knüpftechnik Frivolité: ein Faden und ein Schiffchen, dazu zwei geschickte Hände und einen klaren Kopf. Wer das Handwerk gut beherrscht, zaubert mit diesen einfachen Mitteln kunstvolle Spitzen und Verzierungen. Die Textilhandwerkerin wickelt sich den Faden um die linke Hand, in der rechten hält sie das Schiffchen, auf dem das Garn aufgespult ist. Mit dem Schiffchen verschlingt sie die Fäden zu einem Knoten, zuerst zu einem linken, dann zu einem rechten. Zieht sie die beiden Knoten zusammen entsteht ein Doppelknoten.
Entlang des Leitfadens knüpft Cécile Mäder im Bauernhaus aus Brülisau AI (911) kunstvolle Spitzen. Sie bestehen aus Kreisen, Bogen oder sogenannten Picots, kleinen Schlaufen. Mit einer Häkelnadel kann sie die Elemente durch die Schlaufen verbinden. In früheren Zeiten haben die Frauen ihre Unterwäsche mit Frivolité-Spitzen verschönert, Leintücher, Tischtücher oder Kissen wurden kunstvoll verziert. Heute sind es eher Buchzeichen oder Aufhänger mit Perlen, die Hulliger fertigt und im Museum auch verkauft.
Über die Herkunft der «frivolen» Bezeichnung gibt es verschiedene Theorien. Möglich, dass sich der Begriff auf die Unterwäsche bezieht oder auch auf die vertraulichen Gespräche zwischen den Frauen während sie am Knüpfen waren. Frivolité stammt aus dem Französischen, die Handarbeit war denn auch an den französischen Königshöfen verbreitet. Die Damen knüpften zum Zeitvertreib, allerdings mit viel edleren Schiffchen aus Gold, Silber oder Elfenbein, während die Schweizer Bauersfrauen vorwiegend aus Knochen geschnitzte Schiffchen benutzten. In Deutschland und Österreich ist die Technik als «Schiffchenarbeit» bekannt.