Bis ein Ballenberg-Gebäude bereit für den Winterschlaf ist, müssen zahlreiche Arbeiten ausgeführt werden. Unter dem Begriff «Einwintern» werden diese Tätigkeiten zusammengefasst. Die vielfältigen Arbeiten dienen in erster Linie dem Kulturgüterschutz und sind ein wichtiger Teil der musealen Arbeit.
Viele Details begegnen den Ballenberg-Besucherinnen und Besuchern auf ihrem Streifzug durch die Gebäude des einzigen Freilichtmuseums der Schweiz. Bei jedem Besuch gibt es wieder etwas Neues zu entdecken. Die sorgfältig eingerichteten Häuser bieten die Kulisse für ein umfassendes Museumserlebnis. Der Unterhalt und die Pflege über 100 Gebäude und der darin ausgestellten Objekte braucht Zeit und Ressourcen, nicht nur während der Museumssaison von Mitte April bis Ende Oktober. Sondern auch die Wintermonate, insbesondere die Zeit nach Saisonschluss, bringen viel Arbeit mit sich. Mit dem berühmten «Schlüssel drehen» ist es auf dem Ballenberg nicht getan. Bevor die historischen Gebäude für die Winterpause gewappnet sind, gibt es einiges zu tun. Rund einen Monat dauern die Abschlussarbeiten auf dem Gelände. Dabei stehen die Mitarbeitenden unter einem gewissen Zeitdruck, insbesondere wenn ein früher Wintereinbruch droht.
«Einwintern» werden vielfältige Arbeiten, die für die Winterruhe des Freilichtmuseums nötig sind, im Ballenberg Jargon genannt. Wo einige Tage zuvor noch Museumsgäste flanierten, ist nun das Einrichtungsteam von Haus zu Haus unterwegs. So verschieden die einzelnen Ballenberg-Gebäude sind, so unterscheiden sich auch die Einwinterungsarbeiten oft von Haus zu Haus. Das Team, bestehend aus langjährigen Saisonmitarbeitenden und der Museumstechnikerin, unterstützt durch Zivildienstleistende, vereint ein unglaublich grosses Wissen über die Gebäude und die darin ausgestellten Objekte. Die Arbeiten, die ausgeführt werden müssen, sind pro Haus dokumentiert.
Beim Einwintern wird jeder Raum auf dem Ballenberg noch einmal betreten und für die kommenden Wintermonate bereit gemacht. Möbel werden sorgfältig von den Wänden weg verschoben, zusammengestellt und teilweise staubgesaugt und abgedeckt. Einzelne Ausstellungsobjekte werden gereinigt, in die Truhen und Schränke versorgt und – falls sie Defekte aufweisen – in die Restaurierung gegeben. Besonders schützenswerte Objekte kommen durch den Winter ins Winterlager. Sämtliche Gegenstände, die an den Wänden hängen – Bilder, Herrgottswinkel, Spiegel – werden abgehängt, geputzt und sicher verstaut. Textilien werden eingesammelt und in den Werkhof zur Reinigung, Auffrischung und Lagerung gebracht. Die Matratzen werden aus den Betten genommen, aufgestellt und abgedeckt. Weihwassergeschirre werden geleert und getrocknet und die Gewichte von alten Wanduhren werden abgehängt, sorgfältig mit «rechts» und «links» beschriftet und verstaut. Zu guter Letzt werden die Fensterläden verschlossen oder die Fenster, mit Tüchern abgedeckt. Die Türen und Absperrungen im Gebäudeinnern werden in der Regel offengelassen, damit die Luft zirkulieren kann. Erst nach all diesen Arbeiten, kann der Hauptschlüssel im jeweiligen Gebäude gedreht werden und das Haus ist bereit für den Winterschlaf.
Eingewintert wird nicht nur im Innern der Ballenberg-Gebäude. Die historischen Häuser werden auch vor den äusseren Wintereinflüssen so gut wie möglich geschützt. Dazu gehört etwa das Stützen der Dächer, damit diese bei grosser Schneelast weniger Schaden nehmen. Ein wichtiges Augenmerk liegt bei den Einwinterungsarbeiten auch auf den Brunnen und Wasserleitungen: Diese müssen vor dem ersten Frost abgestellt werden, damit keine Schäden entstehen. Aber auch Waldarbeiten und das Düngen der Felder und Gärten sind wichtige Arbeiten, die viel Zeit in Anspruch nehmen und vor dem ersten Schnee erledigt sein müssen.